Retriever: sechs Rassen im Vergleich

0

Die bekanntesten Retriever Rassen in Deutschland sind der Golden Retriever und der Labrador-Retriever. Das sind aber nur 2 der insgesamt 6 Retriever Rassen. Flat-Coated Retriever sind eher selten in Deutschland zu sehen. Die in Nordamerika beheimateten Chesapeake-Bay- und Nova-Scotia-Duck-Tolling – Retriever werden bei uns immer beliebter. Den Curly-Coated Retriever sieht man hingegen noch sehr selten. Ursprung, Wesen und charakteristische Merkmale der sechs Rassen haben wir verglichen.

1. Chesapeake-Bay-Retriever

Ursprung des Chesapeake-Bay-Retriever

Der Chesapeake-Bay-Retriever ist die einzige Retriever Rasse, deren Ursprung aus Amerika stammt. Die Rasse entstand 1807 aus zwei St.-John`s Newfoundland-Hunden die mit einem Schiff am Chesapeake Bay strandeten.

Weil diese Hunde Wasser liebten wurden sie zu Entenapportierhunden ausgebildet. Beide wurden zwar nie miteinander verpaart aber sie gelten als Ursprung der Chesapeake Retriever. Der erste dem Rassestandard entsprechende Chesapeake wurde 1878 im American Kennel Club registriert.

Das Wesen der Chesapeake-Bay-Retriever

Lange Zeit waren diese Hunde Gebrauchshunde des einfachen Mannes an der Chesapeake Bay. Sie wurden als Jagdhelfer auf Enten und wehrhafte Gänse eingesetzt. Diese Hunderasse zeichnet sich durch Mut und Härte bei schwierigen Apportieraufgaben, Ausdauer bis hin zu selbständiger Arbeitsweise aus. Sie haben große Freude im Wasser.

Aber nicht nur die Jagd gehörte zur Aufgabe der Chesapeake-Bay-Retriever. Auch als Schutzhunde für Haus, Hof und Familie wurden sie eingesetzt. Dieser Wach- und Schutztrieb lässt sie meist Fremden gegenüber distanziert bis hin zu misstrauisch reagieren. Der eigenen Familie gegenüber sind diese Hunde sehr gutmütig und freundlich. Auch Kindern gegenüber sind sie geduldige Spielgefährten.

Größe, Gewicht und charakteristische Merkmale des Chesapeake-Bay-Retriever

Er erreicht eine Schulterhöhe von 61 cm (Hündinnen) bis 65 cm (Rüden) und 32 bis 36 kg. Damit zählt der Chesapeake-Bay-Retriever zu den größeren Retriever Rassen. Sie sind gut bemuskelt und kräftig, wobei sich durch die lange Haltung als Gebrauchshunde verschiedene Typen entwickelt haben.

Es gibt den sportlichen, langbeinigeren Typ, den kompakten und auch den breiten, kräftigen Typ. Das Fell des Chesapeake-Bay-Retriever ist kurz mit sehr dichter Unterwolle. Diese Felleigenschaft half dem Chesapeake-Bay-Retriever, während der Jagd stundenlang im Eiswasser aushalten zu können.

Die möglichen Fellfarben sind beim Chesapeake-Bay-Retriever am umfangreichsten unter den Retriever Arten, da er sich optisch jeder Umgebung anpassen sollte. Beigetöne bezeichnet als light deadgrass und dark deadgrass, über hellrötlich bezeichnet als sedge und grau-braun bezeichnet als tan bis hin zu verschiedenen Brauntönen bezeichnet als light brown, brown und dark brown sind bei dieser Rasse zulässig. Die Augenfarbe soll der Farbe des Fells angepasst sein. Chesapeakes haben eine ausgeprägte Mimik und können richtig grinsen.

2. Curly-Coated Retriever

Ursprung des Curly-Coated Retriever

Bei den englischen Retriever Rassen gilt der Curly-Coated Retriever als die älteste Rasse. Vermutlich stammt er vom alten English Waterdog ab und auch der Grönland-Hund soll eingekreuzt sein. Später wurden auch noch Pointer, Setter und Pudel eingekreuzt. Seit dem 18. Jahrhundert gibt es den Curly in seinem heutigen Erscheinungsbild. Zugelassen im englischen Kennel Club wurde er 1854.

Das Wesen des Curly-Coated Retriever

Heute gibt es nur noch wenige Curlys. Vor ca. 100 Jahren hatten sie ihre Spitzenzeit und waren auf der britischen Insel sehr beliebt. Förster und Wildhüter hatten gleich mehrere Curlys. Wie der Chesapeake auch wurden diese Hunde sowohl zur Jagd als auch als Wach- und Schutzhunde eingesetzt. Sie sind exzellente Schwimmer und wurden deshalb auch von Fischern und Seeleuten eingesetzt, um Netze auszubringen und einzuholen.

In Australien wurden sie zur Entenjagd genutzt und die Farmer nutzen sie ebenfalls zum Viehtreiben, zur Jagd auf Kängurus und zum Bewachen ihrer Höfe. In Skandinavien werden sie sogar als Schlittenhunde verwendet. Und auch als Blindenführhunde sind sie beliebt, da sie durch ihre Körpergröße mehr Halt bieten als der kleinere Golden Retriever. Der Curly Coated Retriever ist ein hervorragender Gebrauchshund und ebenso bestens als Familienhund geeignet.

Größe, Gewicht und charakteristische Merkmale des Curly-Coated Retriever

Der Curly-Coated Retriever ist am ganzen Körper – bis auf Maske, Hinterläufe und Vorderläufe – mit sehr dichten, kleinen Locken bedeckt. Von allen Retrievern hat er den geringsten Pflegeaufwand, sein Fell muss weder gekämmt, gebürstet oder getrimmt werden. Es reicht das Fell ab und zu anzufeuchten und mit den Fingern kreisförmig zu massieren. Wenn der Curly regelmäßig schwimmt ist das die beste Art der Fellpflege.

Den Curly-Coated Retriever gibt es in den Farben schwarz oder braun. Er erreicht eine Schulterhöhe von 58 -64 cm (Hündinnen) bis 64 -69 cm (Rüden). Hündinnen haben dabei ein Gewicht von 22,7 – 31,8 kg und Rüden von 31,8 – 40,9 Kilogramm.

3. Flat-Coated Retriever

Ursprung des Flat-Coated Retriever

1850 wurde begonnen, den Flat-Coated Retriever zu züchten. Um die Jahrhundertwende herum war er der beliebteste Apportierhund Englands. Der Ursprung geht auf den Saint John`s Dog zurück und vermutlich wurden Setter, Sheepdog und Water-Spaniel eingekreuzt. In Deutschland wird der Flat-Coated Retriever seit 1980 gezüchtet.

Der Flat-Coated Retriever bei seiner Lieblingsbeschäftigung.

Der Flat-Coated Retriever bei seiner Lieblingsbeschäftigung.

Das Wesen des Flat-Coated Retriever

Der Flat-Coated Retriever ist ein lebhafter und temperamentvoller Hund. Er hat ein sicheres und freundliches Auftreten Er ist sehr kinderlieb und deshalb auch sehr gut für Familien mit Kindern geeignet. Er hat den sogenannten „will to please“ und ist sehr leicht zu erziehen. Dennoch benötigt auch er die nötige Konsequenz.

Er liebt es, zu schwimmen und jede noch so kleine Pfütze ist die seine. Seine zweite Leidenschaft ist das Apportieren. Deshalb ist er auch für Suchaufgaben bestens geeignet und wird in jüngster Zeit immer häufiger als Such- und Spürhund für Sprengstoff eingesetzt.

Lebt der Flat als reiner Familienhund sollte man ihm natürlich auch Beschäftigung bieten. Alle möglichen Hundesportarten passen zu ihm aber auch die Dummyarbeit ist ein guter Ausgleich für den Flat-Coated Retriever.

Größe, Gewicht und charakteristische Merkmale des Flat-Coated Retriever

Der Flat-Coated Retriever erreicht eine Schulterhöhe von 56 bis 61 cm bei einem Gewicht von 25 bis 35 Kilogramm. Sein Fell ist mittellang und meist glatt, mit wenig Unterwolle, sodass es nur wenig Pflege bedarf. Die Farbe des Flat-Coated Retriever ist schwarz und selten aber auch lederbraun.

4. Golden Retriever

Ursprung des Golden Retriever

Im Jahr 1864 kaufte Lord Tweedmouth eine gelben Wavy-Coated Retriever namens Nous. Er war der einzige gelbe Welpe in einem Wurf schwarzer Welpen. 1868 wurde Nous mit Belle verpaart, einer Tweed-Water-Spaniel Hündin.

In den folgenden 20 Jahren wurden die Nachkommen wiederum mit den beiden Ursprungsrassen verpaart und außerdem Irish Setter und ein sandfarbener Bluthund eingekreuzt. Nach und nach entwickelte sich daraus der Golden Retriever.

Das Wesen des Golden Retriever

Auch der Golden Retriever zählt zu den leichtführigen Rassen. Er benötigt absoluten Menschenanschluss. Je mehr er in die Familie integriert ist, desto glücklicher ist er und dankt dies mit absoluter Treue und Liebe. Goldies sind ausgeglichene Hunde, die zwar lebhaft und fröhlich sind, aber nicht hektisch. Am Liebsten ist er immer und überall dabei. Golden Retriever spielen häufig bis ins hohe Lebensalter.

Sie sind sehr gute Freunde von Kindern und auch für viele Hundesportarten zu begeistern. Golden Retriever werden häufig als Blindenführhunde oder Therapiebegleithunde eingesetzt, was ihrem Wesen auch durchaus entspricht. Aber auch beim Aufspüren von Rauschgift oder Sprengstoff werden sie eingesetzt. Als Schutzhund hingegen eignet er sich nicht, trotz seines Jagdtriebes, denn es fehlt ihm die notwendige Aggressivität.

Größe, Gewicht und charakteristische Merkmale des Golden Retriever

Der Golden Retriever ist ein mittelgroßer Retriever. Hündinnen erzielen eine Schulterhöhe von 51 bis 56 cm und ein Gewicht von 30 bis 36 Kilogramm. Rüden erreichen ein Gewicht von 34 bis 40 Kilogramm bei einer Schulterhöhe von 56 bis 61 cm. Sein Fell ist mittellang mit welligem oder glattem Deckhaar und einer dichten Unterwolle, die wasserabweisend ist. Die Farben reichen von creme bis dunkelgold in allen Schattierungen.

Der Nova-Scotia-Duck-Tolling-Retriever – kleinster Retriever mit dem längsten Namen

Der Nova-Scotia-Duck-Tolling-Retriever – kleinster Retriever mit dem längsten Namen

5. Labrador-Retriever

Ursprung des Labrador-Retriever

Neben dem Golden Retriever ist der Labrador Retriever die bekannteste Retriever Rasse in Deutschland. Dem Labrador- Retriever haben wir einen eigenen Artikel gewidmet, in dem wir ihn ausführlich beschreiben. 1966 wurde der erste Labradorwurf in Deutschland im VDH eingetragen. Der Labrador Retriever soll ähnlich dem Golden Retriever auch von einem gelben Welpen (der damals noch als Fehlfarbe galt) abstammen.

Das Wesen des Labrador- Retriever

Auch der Labrador galt ursprünglich der Jagd, heutzutage leben Labradore aber eher als Gebrauchshunde, meist in Familien. Er ist ein verspielter, aktiver Hund und benötigt eine gewisse körperliche und geistige Auslastung. Er lässt sich leicht erziehen. Labradore fressen für ihr Leben gern, deshalb sollten die Besitzer aufpassen, dass er nicht übergewichtig wird. Auch der Labrador wird als Therapiebegleithund, Blindenführhund, Lawinenspürhund oder bei der Sprengstoffsuche eingesetzt.

Größe, Gewicht und charakteristische Merkmale des Labrador- Retriever

Labrador-Retriever sind kräftig gebaute, mittelgroße Hunde mit kurzem und sehr dichtem Fell. Die zulässigen Farben sind schwarz, gelb und braun. Schulterhöhe 54 bis 62 cm, bei einem Gewicht von 25 bis 36 Kilogramm.

6. Nova-Scotia-Duck-Tolling-Retriever

Ursprung des Nova-Scotia-Duck-Tolling-Retriever

Der Toller wurde erst 1945 als Rasse anerkannt und war 1956 fast ausgestorben. Vermutlich lag der Ursprung in Neufundland bei einer Wavy-Coated Retriever Hündin von J. Allen aus dem Jahre 1860. Verpaart wurde sie mit einem Vorläufer der heutigen Labrador-Retriever, später wurden noch Irish Setter und Cocker Spaniel eingekreuzt.

Das Wesen des Nova-Scotia-Duck-Tolling-Retriever

Das Tolling im Rassenamen kommt von der Art des Jagdeinsatzes. Diese Rasse wurde eingesetzt um Enten ans Ufer und somit in schießbare Entfernung zum Jäger zu locken. Das tat der Hund indem er Bällchen- und Stöckchen- spielend am Ufer umherrannte bis die Enten aus ihrer Neugier heraus näher kamen. Toller sind intelligent, gelehrig und folgsam. Novia-Scotia-Duck-Tolling-Retriever können aber auch stur, reserviert und missgelaunt sein. Fremden gegenüber reagiert der Toller reserviert.

Größe, Gewicht und charakteristische Merkmale des Nova-Scotia-Duck-Tolling-Retriever

Toller sind die Kleinste der Retriever Rassen, dennoch kraftvoll und kompakt. Hündinnen erreichen eine Schulterhöhe von 42–51 cm und ein Gewicht von 17 – 20 Kilogramm, Rüden eine Schulterhöhe von 45 – 54 cm und ein Gewicht von 20- 23 Kilogramm. Toller haben mittellanges Fell mit dichter Unterwolle in verschiedenen Rottönen, wobei die Beine heller auslaufen. Toller benötigen unbedingt Familienanschluss. In Zwingerhaltung würden sie verkümmern.


Bildnachweis: Titelbild: ©Shutterstock – 4 PM production; alle anderen ©pixabay.com

Kommentare sind nicht möglich.