Weiße Zecken bei Haustieren: Sind sie wirklich gefährlicher als andere Zeckenarten?

0

Hunde und Katzen sind nach einem Spaziergang draußen schon im zeitigen Frühjahr voller Zecken. Dabei gibt es mehrere verschiedene Zeckenarten und es stellt sich die Frage, ob weiße Zecken wirklich gefährlicher sind als rote oder schwarze.

Weiße Zecken: Nur eine von vielen Zeckenarten

Zecken warten nicht, bis die Temperaturen endlich im zweistelligen Bereich sind. Vielmehr sind diese Blutsauger bereits ab fünf Grad Celsius aktiv und lassen sich im hohen Gras wartend von Spaziergängern mitnehmen. Vor allem Hunde und Katzen sind das Ziel und werden gnadenlos ausgesaugt. Wirklich gefährlich ist aber natürlich nicht der Blutverlust, den die Haustiere durch den Biss der Zecken erleiden, sondern vielmehr stellt deren Speichel eine Gefahr dar.

Diesen entleeren sie beim Biss in die kleine Wunde und er kann viele verschiedene Krankheitserreger enthalten. Vor allem Borreliose, Babesiose, Erlichiose und FSME gehören zu den Krankheiten, die von Zecken übertragen werden. Sie können auch den Menschen gefährden und Borreliose oder FSME sind ernst zu nehmende Erkrankungen.


Weiße Zecken als separate Zeckenart?

Von allen Zeckenarten, die in Deutschland beheimatet sind, war bislang der Gemeine Holzbock diejenige Art, die am stärksten vertreten war. Doch dank Klimawandel und Welttourismus breiten sich auch andere Zeckenarten hierzuladen aus. Vor allem aus dem Mittelmeerraum kommen verschiedene Arten, die sich längst bei uns heimisch fühlen. Sie lieben die milden Winter und heißen Sommer und gehen schon im zeitigen Frühjahr auf Opfersuche.

Manche gehen sehr gewieft vor und verfolgen ihren potenziellen Wirt sogar bis zu 100 m weit in einem Tempo, das auch Spinnen erreichen können. Die Rede ist hier von Hyalomma, einer bis vor wenigen Jahren hierzulande völlig unbekannten Zeckenart. Angesichts solcher Schreckensbilder stellen sich viele Menschen die Frage, ob weiße Zecken vielleicht ähnlich gefährlich sein können.

Die Antwort: Wer kein Zeckenschutzmittel für Haustiere aus der Apotheke anwendet und stattdessen auf Bernsteinketten oder ähnliche esoterische Schutzmöglichkeiten setzt, muss damit rechnen, dass weiße Zecken Hunde und Katzen beißen und dabei gefährliche Krankheiten auf die Tiere übertragen.

Allerdings sind weiße Zecken dabei nicht gefährlicher als andere und sie sind auch keine separate Zeckenart.

Vielmehr handelt es sich bei ihnen um vollgesogene und wirklich satte Zecken. Ihr Körper hat seine maximale Ausdehnung erreicht und die Zecken stehen kurz davor, sich wieder fallenzulassen. Männliche Zecken vergraben sich dann meist und halten eine Art Winterschlaf, der sogar einige Jahre dauern kann.

Weibliche weiße Zecken aber legen nach dem Abfallen von ihrem Wirt viele Tausende Eier ab. Diese können übrigens wieder eher weiß als schwarz aussehen.

Auf den Tieren sehen weiße Zecken wie kleine Beulen aus, sie werden meist beim Streicheln der Hunde und Katzen ertastet. Sie tragen auch den Namen „Igelzecken“, weil sie bei den kleinen Stacheltieren ebenfalls häufig vertreten sind.

Video: Weiße Zecke – Gefahr durch Neuen Parasiten in Deutschland? Was ist dran am Gerücht?

Die Farbe der Zecken zeigt den „Füllstand“ an

Ehe weiße Zecken anfangen zu saugen, sind sie nur einen bis zwei Millimeter groß und fast schwarz. Mit der fortschreitenden Blutaufnahme dehnen sie sich immer weiter aus.

Diese Ausdehnung bewirkt, dass die Parasiten immer heller erscheinen, bis sie beinahe weiß sind. Der Körper ist fest und schildartig.

Es gibt auch Arten, die anfangs etwas heller sind und mit dem Saugen von Blut eine rötliche Färbung annehmen. Je dunkler ihre Färbung wird, desto mehr Blut haben sie bereits aufgenommen.

Tipp: Zecken sollten, wenn sie von Hunden oder Katzen (und auch vom Menschen) entfernt wurden, getötet werden.

Dies ist nicht ganz einfach, da sie sehr resistent sind. Idealerweise werden sie mit einem harten Gegenstand zerdrückt und können danach in der Mülltonne entsorgt werden.

Wer eine vollgesogene Zecke zerdrückt, sollte ein Tuch über den Parasiten legen: Beim Platzen kann schwarze Flüssigkeit wortwörtlich in alle Richtungen spritzen!


Behandlung und Vorbeugung von Zeckenbissen

Viele Menschen erschrecken erst einmal, wenn sie an ihren Tieren weiße Zecken bemerken.

Doch übertriebene Angst ist unnötig, denn auch wenn die Parasiten Krankheiten übertragen können, gehen Tiermediziner doch davon aus, dass nur rund fünf Prozent der Zecken beispielsweise mit Borrelien infiziert sind.

Babesien sowie die Erreger für FSME und Erlichiose kommen hinzu, dennoch überträgt längst nicht jede Zecke eine Krankheit ins Blut ihres Wirts.

Es kann ohnehin davon ausgegangen werden, dass die Übertragung der Erreger rund 24 Stunden nach dem ersten Beißen stattfindet.

Es sei denn, die Zecke gerät in Stress, weil sie gequetscht wird (fehlerhafter Versuch, die Zecke zu entfernen) oder weil sie mit Öl beträufelt wird (früher übliche Methode, um die Zecke zu ersticken).

Dabei ist es gar nicht so schwer, eine Zecke sicher zu entfernen, wenn eine Pinzette oder Zeckenkarte zur Hilfe genommen wird.

Einfach den Schädling möglichst dicht an der Bissstelle packen und gerade wegziehen. Bitte nicht drehen oder seitlich rupfen!

Die Gefahr, dass der Kopf der Zecke dabei abreißt, ist zu groß. Dieser muss danach vom Tierarzt entfernt werden und die Gefahr, dass Krankheiten übertragen werden, ist deutlich größer.

Viele Menschen erschrecken erst einmal, wenn sie an ihren Tieren weiße Zecken bemerken. ( Foto: Adobe Stock-AnastazjaSoroka )

Viele Menschen erschrecken erst einmal, wenn sie an ihren Tieren weiße Zecken bemerken. ( Foto: Adobe Stock-AnastazjaSoroka )

 

Die richtige Behandlung von Zeckenbissen bei Tieren

Tierhalter sollten Zecken schnell entfernen und dabei ist es unerheblich, ob es sich um rote, schwarze oder weiße Zecken handelt.

Danach sind die folgenden Schritt empfehlenswert:

  1. Bissstelle desinfizieren, um Entzündungen vorzubeugen (Desinfektion gegebenenfalls mehrmals wiederholen)
  2. Stelle beobachten, täglich auf Rötungen kontrollieren
  3. Tier beobachten und bei Verhaltensänderungen zum Tierarzt bringen (vor allem auf vermehrte Müdigkeit und Fressunlust achten)

Hunde und Katzen vor weißen Zecken und anderen Zeckenarten schützen

Hunde und Katzen laufen gern durch hohes Gras und erkunden dort ihre Umwelt. Leider lauern gerade dort häufig Zecken, die beim Vorübergehen einfach mitgenommen werden. Tierhalter sollten ihre Fellnase daher nach jedem Spaziergang oder nach dem Freilauf im Garten auf Zecken untersuchen. Vor allem die wenig behaarten Stellen am Bauch sollten dabei im Fokus stehen, denn Zecken beißen meist dort, wo es für sie möglichst einfach ist.

Auch eine gewisse Vorbeugung vor Zeckenbissen ist möglich:

Schutz durch Halsbänder

Zeckenschutzhalsbänder sind in verschiedenen Größen und Dosierungsstärken erhältlich und für Hunde und Katzen geeignet. Sie sollen repellierend (abwehrend) wirken. In Haushalten mit kleinen Kindern ist aber Vorsicht geboten, denn das vom Halsband gelöste Pulver ist hochgiftig.

Außerdem sollten Hunde mit solchen Halsbändern nicht in freie Gewässer gehen, denn die im Halsband enthaltenen Stoffe sind giftig für alle Wasserlebewesen. Eine zusätzliche Gefahr besteht bei Katzen, die als Freigänger leben: Sie können mit dem Halsband draußen hängen bleiben und sich strangulieren.

Hunde und Katzen laufen gern durch hohes Gras und erkunden dort ihre Umwelt. ( Foto: Adobe Stock-nataba )

Hunde und Katzen laufen gern durch hohes Gras und erkunden dort ihre Umwelt. ( Foto: Adobe Stock-nataba )

Schutz durch Spot-ons

Spot-ons werden in den Nacken des Tieres geträufelt und müssen genau dosiert werden. Bitte keine Mittel für Hunde bei Katzen anwenden, die Dosis für Hunde ist für Katzen tödlich! Spot-ons verbinden sich mit dem Hautfett und wirken teilweise repellierend. Außerdem lassen sich Zecken, die bereits gebissen haben, dank des Wirkstoffs abfallen. Inzwischen sind viele Zeckenarten bereits resistent gegen die Wirkstoffe, die üblicherweise in Spot-ons verwendet werden.

Zeckenspray

Das Spray wird vor dem Spazierengehen aufgesprüht, Augen und Nase des Tieres müssen dabei freibleiben. Ungünstig ist, dass sich Hund und Katze bei der Körperpflege ablecken und dabei die Giftstoffe aus dem Spray aufnehmen. Vorteil ist, dass das Spray nur bei Bedarf eingesetzt werden muss.

Kokosöl

Auch Kokosöl kann ein wirksamer Schutz vor Zecken sein, denn die enthaltene Laurinsäure wird von den Parasiten verabscheut. Das Öl wirkt damit repellierend. Allerdings stellt der permanente Kokosduft auch eine Geruchsbelästigung sowohl für den Menschen als auch für die behandelten Tiere dar.

Tabletten

Mittlerweile wurden von vielen Herstellern die Dosen reduziert, sodass Tabletten als Parasitenschutz monatlich und nicht mehr vierteljährlich gegeben werden müssen. Die Wirkstoffe reichern sich im Blut des Tieres an und lassen dieses unattraktiv für Zecken und Co. werden. Eine repellierende Wirkung besteht nicht. Viele Tierhalter sind bei Tabletten zudem skeptisch, was diese auf lange Sicht gesehen im Körper des Tieres bewirken können. Hier gilt es gerade in Zeckengebieten abzuwägen, ob die Gefahr der Krankheitsübertragung geringer ist als die Belastung des Tieres durch die in den Parasiten-Tabletten enthaltenen chemischen Wirkstoffe.

Lassen Sie eine Antwort hier