Berufsbild Tierheilpraktiker: Die Alternative zum Tierarzt

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Schon immer wollten die Menschen medizinische Zusammenhänge verstehen. Doch so alt die Medizin auch sein mag, Naturheilverfahren sind älter. Das Berufsbild des Tierheilpraktikers zeigt, wie natürlich geholfen werden kann.

Berufsbild Tierheilpraktiker: Oft der erste Ansprechpartner für Tierhalter

Schon viele Tierhalter konnten berichten, dass sich der Tierarzt vergeblich bemüht hatte, ihrem Haustier zu helfen. Statt Ursachen zu beheben wurden nur Symptome behandelt, dem Tier ging es weiterhin schlecht. Was zuerst als letzter Rettungsanker aussah, entpuppte sich dann als wirkliche Rettung in der Not und erste Wahl in Sachen Behandlung: der Tierheilpraktiker. Der Unterschied zum Veterinär: Der Tierheilpraktiker geht auf ganzheitliche Ursachenforschung und versucht, ein Krankheitsbild in seiner Entstehung und Auswirkung auf das ganze Tier einzuordnen.

Nichts wird separat betrachtet, sondern es geht darum, den gesamten Organismus zu sehen, der aus dem Gleichgewicht geraten ist. Nach solchen Erfahrungen ist der Tierheilpraktiker oft der erste Ansprechpartner für die betreffenden Tierhalter.

Das Berufsbild des Tierheilpraktikers legt es nahe: Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Tätigkeit ist die Liebe zum Tier. ( Foto: Adobe Stock- Lilli )

Das Berufsbild des Tierheilpraktikers legt es nahe: Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Tätigkeit ist die Liebe zum Tier. ( Foto: Adobe Stock- Lilli )

Das Berufsbild des Tierheilpraktikers

Aus der Humanmedizin ist ein ganzheitlicher Ansatz bei der Behandlung von Patienten nicht mehr wegzudenken und Schulmedizin sowie Homöopathie und Naturheilkunde gehen immer häufiger Hand in Hand. Auch bei der Behandlung von Tieren hat sich ein ähnlicher Ansatz inzwischen durchgesetzt und wird verfolgt. Im Ergebnis der Bemühungen, das Tier ganzheitlich zu behandeln, ist das Berufsbild des Tierheilpraktikers entstanden. Im Fokus steht hier die Behebung der gesundheitlichen Probleme basierend auf ihrer Ursache.

Der Körper der Patienten soll lernen, sich selbst zu helfen und Krankheitssymptome werden nicht nur mit Pillen behandelt. Die Hilfe zur Selbstheilung wird seitens des Tierheilpraktikers verfolgt. Dabei behandeln Tierheilpraktiker ganz unterschiedliche Tiere und sind Ansprechpartner für Besitzer von Haus- und Nutztieren.

Die typische Vorgehensweise folgt dabei einem roten Faden:

  1. Am Anfang steht die Anamnese, bei der ganz klar die vorliegenden Symptome verdeutlicht werden müssen. Es geht aber nicht nur um die Erkrankung des Tieres selbst, sondern auch um die vorliegenden Lebensumstände, um die Haltungsbedingungen, um die körperliche und geistige Fitness und um Auffälligkeiten, die auf den ersten Blick vielleicht nichts mit der aktuellen Erkrankung zu tun haben.
  2. Nach der Anamnese erfolgt ein umfassendes Gespräch mit dem Halter des Tieres, der nun die möglichen Behandlungsweisen genannt bekommt. Teilweise kann dabei herauskommen, dass der Tierheilpraktiker mit dem Tierarzt zusammenarbeiten muss, weil das Gesundheitsproblem nicht allein mit naturheilkundlichen Mitteln zu lösen ist. Immer aber wird der Tierheilpraktiker ergänzend tätig sein und dazu beitragen, dass es dem gefiederten oder pelzigen Familienmitglied rasch besser geht.
  3. Angewendet werden nun verschiedene Behandlungsmethoden wie die Veterinär-Akupunktur, Bestrahlungen, Behandlung der Haut, Ernährungsberatungen, Anwendung von Heilpflanzen und Aufgüssen, homöopathische Anwendungen, Lymphdrainagen und viele weitere mehr. Allein an dieser Stelle ist ersichtlich, welch umfassendes Wissen das Berufsbild des Tierheilpraktikers fordert. Bei allen Anwendungen und Behandlungen wird der Besitzer des Tieres mit einbezogen, aufgeklärt und auch zu selbstständigen Behandlungen angeleitet. Letzteres ist vor allem bei chronisch erkrankten Tieren nötig.

Das Berufsbild des Tierheilpraktikers zeigt aber auch, dass wissenschaftliche Methoden neben den naturheilkundlichen Verfahren ihren Platz haben. So wird auch ein Tierheilpraktiker Blut abnehmen, Kot- und Urinproben untersuchen sowie Herz und Lunge des Tieres abhorchen. Insofern verlangt die tierheilpraktische Behandlung des Tieres sowohl naturheilkundliches als auch wissenschaftliches Fachwissen, sodass der Tierheilpraktiker als wahrer Allrounder gilt. Voraussetzung dafür ist jedoch eine gute Ausbildung.

Meist arbeiten Tierheilpraktiker freiberuflich, daher kann an dieser Stelle kein einheitlicher Verdienst genannt werden. ( Foto: Adobe Stock lichtreflexe )

Meist arbeiten Tierheilpraktiker freiberuflich, daher kann an dieser Stelle kein einheitlicher Verdienst genannt werden. ( Foto: Adobe Stock lichtreflexe )

Hier arbeiten Tierheilpraktiker

Das Berufsbild des Tierheilpraktikers zeigt: Es gibt viele Möglichkeiten, um als Tierheilpraktiker tätig zu sein. Die einen sind selbstständig und eröffnen ihre eigene Tierheilpraktiker-Praxis, in der sie die Patienten betreuen; auch mobile Fahrpraxen für Klein- und/oder Großtiere sind gang und gäbe. Andere Tierheilpraktiker sind angestellt tätig und unterstützen das veterinärmedizinische Team in Tierkliniken und Reha-Einrichtungen für Tiere. Ausgebildete Tierheilpraktiker können auch als Referenten oder Dozenten tätig sein und in Ausbildungsstätten die Ausbildung junger Tierheilpraktiker unterstützen.

So viel verdienen Tierheilpraktiker

Der Beruf des Tierheilpraktikers hat in der vergangenen Zeit an Bedeutung gewonnen und immer mehr Tierhalter suchen bei Anbietern alternativer Behandlungen Rat für ihre Tiere. Damit sind auch die Verdienstmöglichkeiten gestiegen und liegen aktuell bei rund 4.500 Euro im Monat.

Es ist sicherlich ein Unterschied, ob der Tierheilpraktiker angestellt oder selbstständig arbeitet. Der Vorteil des angestellten Arbeitens ist, dass hier regelmäßig ein festes Gehalt bezogen wird und auch Urlaub sowie Krankheitszeiten geregelt sind. Dafür ist der Verdienst nach oben gedeckelt und muss auch bei erfolgreicher Tätigkeit der gesamten Praxis nicht steigen. Der selbstständige Tierheilpraktiker hat hier bessere Chancen und kann durch die Annahme weiterer Patienten seinen Verdienst positiv beeinflussen.

Er muss allerdings Urlaubstage berücksichtigen; außerdem müssen eventuelle Krankheitszeiten am besten separat über die Krankenversicherung abgesichert werden. Die Abrechnung einzelner Leistungen richtet sich nach der Gebührenordnung für Tierheilpraktiker.

Dort sind die Kosten für einzelne Untersuchungen und Behandlungen separat aufgeführt. Zusätzlich werden in der Regel Fahrtkosten zum Patienten berechnet, sofern das Tier in seiner gewohnten Umgebung behandelt werden soll. Tierheilpraktiker sollten die Tierhalter vor der ersten Behandlung über die entstehenden Kosten aufklären.

Weder die Ausbildung noch das Berufsbild des Tierheilpraktikers sind gesetzlich geregelt. ( Foto: Adobe Stock Roland Gruenewald )

Weder die Ausbildung noch das Berufsbild des Tierheilpraktikers sind gesetzlich geregelt. ( Foto: Adobe Stock Roland Gruenewald )

Tierheilpraktiker werden: Geregelte Ausbildung als Voraussetzung

Ein Befähigungsnachweis für die Tätigkeit als Tierheilpraktiker ist nicht nötig, das heißt es handelt sich nicht um eine geschützte Berufsbezeichnung. Wer jedoch seriös als Tierheilpraktiker tätig sein möchte, wird eine umfassende Ausbildung in Teilzeit oder Vollzeit absolvieren.

Vermittelt werden in dieser Ausbildung nicht nur naturheilkundliche Ansätze, sondern auch wissenschaftliche Methoden und das nötige Fachwissen, um einschätzen zu können, wann die Grenzen der eigenen Tätigkeit erreicht sind und in welchen Fällen die Zusammenarbeit mit einem Tierarzt nötig sein könnte. Die Ausbildung befähigt aber auch dazu, den ganzheitlichen Ansatz, der für das Berufsbild des Tierheilpraktikers so typisch ist, mit den nötigen Methoden im Einzelfall sicher anwenden zu können.

Fernstudium für Tierheilpraktiker möglich

Ein Fernstudium ist die ideale Möglichkeit, um sich auf das Berufsbild des Tierheilpraktikers vorzubereiten. Meist in berufsbegleitender Teilzeit werden die für den Beruf nötigen Kenntnisse vermittelt, wobei die Regelstudienzeit hier zwischen 24 und 36 Monaten liegt. Eine gesetzlich geregelte Ausbildung ist allerdings nicht vorgeschrieben, die einzelnen Ausbildungsinstitute weichen daher auch voneinander ab.

Die meisten Ausbildungsinhalte sind jedoch ähnlich und so lernen zum Beispiel Teilnehmer aller Institute das Wichtigste rund um die Berufs- und Gesetzeskunde. Damit wiederum ist es möglich, später eine eigene Praxis zu führen und rechtlich auf sicheren Füßen zu stehen.

Um das Berufsbild des Tierheilpraktikers später ausüben zu können, lernen die Auszubildenden zum Beispiel alles über Laboranalysen bis zur Parasitologie. Angesichts dessen, dass sich Parasiten zunehmend aus südlichen Ländern verbreiten und in Mitteleuropa teilweise bereits Fuß gefasst haben, kommt diesem Bereich aufgrund der damit verbundenen Krankheitsübertragungen eine besondere Bedeutung zu.

Auch die folgenden Ausbildungsinhalte bereiten auf das Berufsbild des Tierheilpraktikers vor:

  • Anatomie verschiedener Klein- und Großtiere
  • physiologische Eigenschaften der Tiere
  • Pathologie einzelner Tierarten
  • Ausbildung in der Notfallmedizin
  • geriatrische Behandlungsmöglichkeiten
  • Ernährungskunde
  • Bachblütentherapie
  • Akupunktur
  • Neuraltherapie
  • alternative Heilmethoden

Wie ein Besuch beim Tierheilpraktiker zeigt, sind die genannten Ausbildungsinhalte nur ein Teil der umfassenden Berufsinhalte, die später zum Alltag werden. Gut zu wissen: Während der Ausbildung werden nicht nur theoretische Wissensinhalte vermittelt, sondern es geht auch um deren praktische Anwendung. Praxiszeiten sind daher für angehende Tierheilpraktiker unbedingt vonnöten und werden in die Ausbildung integriert.

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