Labrador: dem Familienhund auf den Zahn gefühlt

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Labrador – oft gekauft als Familienhund – aber ist er das tatsächlich? Wir betrachten diese Rasse ausführlich in unserem Test.

Labradore sind heiß begehrt

Labradore sind besonders beliebte Familienhunde, da sie durch ihre gutmütige Art und den Willen ihrem Besitzer zu gefallen gut in ein Familienleben integrierbar sind. Auch sind sie mit liebevoller Konsequenz leichter zu erziehen als andere Hunderassen. Dabei sollte allerdings nicht vergessen werden, wozu der Labrador gezüchtet wurde und welche genetische Veranlagung er trägt.

Er ist ein Jagdhund und wurde zur Jagd und als Arbeitshund eingesetzt. Ein Leben als reiner Couchpotatoe würde ihm nicht gerecht werden, eher würde er dabei verkümmern. In unserem Rasseportrait haben wir den Labrador einmal genauer unter die Lupe genommen.

Ursprung des Labradors

Die Ursprünge des Labradors liegen in Neufundland. Der dort beheimatete Newfoundland Water Dog wurde um 1814 von den Engländern „nach Hause“ gebracht und St. John`s Dog genannt. Aus diesem Ursprungshund wurden die englischen Retrieverarten gezüchtet.

Der Überlieferung zufolge soll es um 1899 erstmals einen gelben Welpen in einem ansonsten schwarzen Wurf gegeben haben. Gelbe Welpen galten zu damaliger Zeit als untypisch und wurden meist getötet. Diese Hündin wurde später für die erste Zucht genutzt, die ursprünglich zum heutigen Labrador führte.

Größe, Gewicht und charakteristische Merkmale des Labbies

Laut geltendem Standard ist bei Hündinnen eine Schulterhöhe von 54 bis 56 cm und bei Rüden von 56 bis 57 cm erlaubt. Bei den Fellfarben ist gelb, von hellcreme bis fuchsrot, sowie schwarz und schokoladen- oder leberbraun erlaubt. In einem Wurf können alle Farben gleichzeitig auftreten.

Labradore sind kompakt und kräftig. Sie haben kurzes dichtes Fell mit wasserdichter Unterwolle. Kopf und Brustkorb sind breit und der Labrador hat eine sogenannte Otterrute. Den Namen Otterrute verdankt sie der Form, die am Rutenansatz sehr breit und kräftig beginnt und sich zur Rutenspitze hin verjüngt.

De Labrador gibt es in drei verschiedenen Fellfarben: schwarz (der klassische Labrador), schokoladenbraun (chocolate, braun,  leberfarbend ) und gelb (hell). (#1)

De Labrador gibt es in drei verschiedenen Fellfarben: schwarz (der klassische Labrador), schokoladenbraun (chocolate, braun, leberfarbend ) und gelb (hell). (#1)

Welche Rassetypischen Krankheiten

Im Großen und Ganzen sind Labradore gesunde Hunde. Aber auch sie haben erblich bedingte Erkrankungen. Hüftgelenksdysplasie kurz HD kommt leider relativ häufig vor und auch Osteochondrosis (OCD) kann vorkommen.

Auch die erblich bedingte Augenkrankheit PRA – Progressive Retina Atrophie kann vorkommen. Bei dieser Erkrankung, die meist mit dem 3. Lebensalter ausbricht und nicht heilbar oder linderbar ist, erblindet der Hund vollständig. Der Krankheitsverlauf beginnt mit plötzlicher Nachtblindheit. Auch der Hereditäre Catarakt (HC) eine weitere Augenerkrankung kann auftreten.

Bei allen Rassen, die relativ kompakt und schwer werden, sollte man im Welpenalter besonders vorsichtig sein. Treppen steigen sollte ebenso vermieden werden, wie eine zu starke Belastung der Gelenke durch zu lange Spaziergänge oder Laufen am Fahrrad.

Wesen und Ausbildung des Labradors

Labradore lieben wie alle Retriever das Wasser und schwimmen für ihr Leben gern. Labradore gelten allgemein hin als gutmütig und geduldig, weshalb sie häufig von Familien mit Kindern bevorzugt werden. Wer in der Mittagspause im Wald oder Park unterwegs ist, muss damit rechnen mit einem nach Entengrütze duftenden glitschig-nassen aber überglücklichen Hund wieder ins Büro zurück zu kommen. Das muss man mögen.

Der Labrador gilt als leichtführig und somit leicht erziehbar. Wenn ich mir so manchen Labrador ansehe, scheinen die Besitzer die Leichtführigkeit mit „Der Hund benötigt keine Erziehung“ zu verwechseln. Labradore sind eigentlich nicht aggressiv und somit auch nie für den Schutz eingesetzt worden. Dennoch liest man immer wieder von „aggressiven“ Labradoren. Häufig schlägt das im Welpenspiel durchaus normale Knabbern an Händen irgendwann in ernstgemeinte Beißattacken um.

Auch können Probleme bei Begegnungen mit anderen Hunden auftreten. Vermutlich passiert dies neben einer mangelnden Erziehung oder zu wenig Konsequenz, wenn der Hund dauerhaft unterfordert ist. Der Labrador ist ein Jagd- und Arbeitshund und er will gefordert werden. Menschen neigen leider häufig dazu, sich einen Hund anzuschaffen, von dem sie Positives gehört haben, zum Beispiel das der Labrador ein toller Familienhund und verträglich mit Kindern ist.

Ohne dabei die Bedürfnisse des Hundes aufgrund seiner Rasse, seiner Ursprünge und seiner Gene zu beachten. Natürlich ist der Labrador ein toller Familienhund und kommt super mit Kindern klar. Aber es reicht nicht, ihn zu füttern, den Garten als Spielwiese anzubieten und jeden Tag einmal zwischen Kochen und Kinder versorgen an der Leine spazieren zu gehen.

Der Labrador braucht Aufgaben

Wer sich einen Labrador anschafft sollte sich bewusst sein, dass dies ein aktiver Hund ist, der gezüchtet wurde, um viele Aufgaben zu erfüllen. Wer nicht auf den Übungsplatz möchte oder mit seinem Hund zum Agility oder ähnlichen Hundesport-Aktivitäten, sollte seinem Labrador wenigstens während den Spaziergängen etwas zu tun geben. Dummyarbeit, Such- und Nasenspiele, oder Apportieren von Gegenständen – am besten aus dem Wasser – sind willkommene Abwechslungen.

Der Labrador im Einsatz

Labradore sind hervorragende Blindenführhunde. Aber auch der Einsatz als Lawinensuchhund oder Rettungshund bei Erdbeben und anderen Katastrophen hat sich bewährt. Ebenso wird der Labrador von Polizei und Zoll als Spürhund geschätzt.

Durch sein ausgeglichenes Wesen eignet er sich auch gut als Therapiebegleithund. Dass sich diese Rasse im Arbeitseinsatz so bewährt, zeigt einmal mehr, dass sie eine Aufgabe benötigen. Natürlich kann ein Labrador auch als Familienhund leben und dass auch sehr gut, aber wie bei jeder anderen Rasse, sollte man der Rasse auch gerecht werden und ihnen ein entsprechendes Leben ermöglichen.

Fazit

Die Begeisterung für die Rasse als Familienhund ist durchaus nachvollziehbar und auch richtig. Allerdings sollte man den Labrador auch von klein auf in das Familienleben integrieren, klare Regeln und auch Grenzen aufzeigen und das gutmütige Wesen und die Ausgeglichenheit der Rasse fördern. Wenn man die notwendige Zeit und Energie in seinen Labrador investiert, um ihm ein Leben zu ermöglichen, das zumindest ein Stückweit seiner eigentlichen Bestimmung entspricht, hat man einen tollen, glücklichen und ausgeglichenen Hund fürs Leben.

Deshalb muss keiner zum Jäger werden und auf Enten schießen. Apportieren kann man auch anders praktizieren. Es geht dabei vielmehr darum, seinem Hund Aufgaben zu geben, die seiner Bestimmung entsprechen. Für aktive Familien, die gern im Freien unterwegs und vielleicht auch sportlich aktiv sind, ist diese Rasse bestens geeignet.


Bildnachweis: ©Shutterstock – Titelbild: 4 PM production, – #01: claire norman

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