Pferdemüsli, Pferdefutter & Co.: die 11 wichtigsten Tipps zur Pferdeernährung

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Für ein langes und gesundes Pferdeleben ist eine ausgewogene Ernährung essenziell. Dabei können Pferde genauso wie Menschen an Untergewicht oder Übergewicht oder Mangelerscheinungen leiden. Sowohl alters-, krankheits- als auch belastungsabhängige Parameter entscheiden über besondere Ansprüche in der Ernährung.

Mittlerweile steht der besorgte Besitzer vor einem schier unübersichtlichen Dschungel an Pferdefutter. Mit 11 Tipps können Sie jedoch leicht den Überblick behalten und nutzlosen bzw. gar schädlichen Produkten gezielt aus dem Weg gehen.

1. Tipp: Grundnahrungsmittel Raufutter

Eine gesunde Ernährung ist neben einer ausreichenden Vitamin- und Mineralstoffversorgung bei Pferden vor allem durch einen hohen Anteil an Ballaststoffen gewährleistet. Dabei ist das natürlichste Nahrungsmittel das Raufutter, also eine Kombination aus Heu und Stroh. Aufgewertet mit ein paar Möhren, Äpfeln und ein wenig Getreide ist Ihr Pferd mit allen essenziellen Nährstoffen versorgt und nichts spricht gegen ein langes und vor allem gesundes Leben. Daher ist erst bei besonderer Belastung, Krankheit oder zunehmendem Alter ein hoher Anteil an Ergänzungspräparaten überhaupt vonnöten bzw. anzuraten.

  • Heu oder frisches Gras sollte den Hauptanteil der Nahrung ausmachen. Stellen Sie bis zu 6 kg Heu pro Tag zur Verfügung. Die Ballaststoffe sind für den Pferdemagen von besonderer Bedeutung. Darüber hinaus ist Übergewicht bei Pferden, die sich hauptsächlich von Gras und Heu ernähren, praktisch kein Problem. Auch die „Schlinger“ fressen es meist langsam und so bleiben negative Konsequenzen von zu viel aufgenommener Luft aus. Darüber hinaus ist es besonders im Winter für Pferde, die lange in der Box stehen, eine unproblematische Beschäftigung.
  • Wird Heu frisch verfüttert, kann es beim Pferd vehemente Probleme verursachen und zu Koliken führen. Zu Beginn der Trocknung entstehen nämlich große Bakterienmassen. Nach dreimonatiger Gärung sind diese restlos abgestorben und es kann sorglos verfüttert werden. Außerdem ist auf gesundheitsschädliche Schimmelbildung aufgrund unsachgemäßer Lagerung zu achten. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Pferd verschimmelte Nahrungsmittel niemals zu sich nimmt.
  • Zusätzlich zum Heu oder Gras sollte jedes Pferd täglich 3 bis 4 kg Stroh erhalten. Neben der Beschäftigung bietet dieses vor allem hohe Ballaststoffmengen, die gegen Koliken und andere Magen-Darm-Beschwerden helfen. Insbesondere, wenn Kraftfutter zum Einsatz kommt, ist eine ausreichende Strohversorgung sicherzustellen.

2. Tipp: Pellets sind kein idealer Raufutterersatz

Pellets sind gepresste, besonders harte Futtermischungen aus Getreide, Heu und zusätzlichen Vitaminen. Diese werden zunehmend als Raufutterersatz missbraucht. Aufgrund der erhöhten Energiemenge durch den enthaltenen Kraftfutteranteil und den verringerten Ballaststoffen, wenn kein Heu oder Stroh zugefüttert wird, kommen Pferde jedoch schnell aus dem Gleichgewicht.

Zudem sind häufig Kräuter beigemischt, die bei dauerhafter Ernährung ihre Wirkung verlieren und so Ihnen die Chance nehmen, durch alternative Heilmethoden bei Problemen Linderung zu erreichen. Pellets sollten daher genau auf ihren Inhalt überprüft werden, und nicht als Raufutterersatz gelten.

3. Tipp: Kraftfutter

Erst wenn ersichtlich ist, dass Ihr Pferd mit einer ausreichenden Grundernährung abnimmt, sollte Kraftfutter als natürliche Nahrungsergänzung zum Einsatz kommen. Viel berittene Pferde oder gar richtige Arbeitstiere haben einen erhöhten Kalorienbedarf, der mit normalem Raufutter nicht mehr gedeckt werden kann – „viel Sport gleich hoher Kalorienverbrauch.“ Auch in der Wachstumsphase und nach Krankheiten steigt der Kalorienbedarf deutlich an.

Im Gegensatz dazu verringert sich die benötigte Kalorienmenge im Alter. Zuviel Kraftfutter stört den Stoffwechsel des Tieres und seine Leistungsfähigkeit nimmt ab. Bei schnell erschöpften Pferden, die zudem schwitzen, führt ein vorübergehender Verzicht auf Kraftfutter zur Besserung.

4. Tipp: Nur Getreidesorten mit wenig Gluten füttern

Die unterschiedlichen Getreidesorten differieren in ihrem Anteil an Klebereiweiß, dem Gluten. Hohe Glutenanteile haben vor allem Weizen und Roggen. Auch Gerste ist für Pferde nur in Maßen gesund. Das Gluten verklebt im Pferdemagen schnell zu einem dicken Klumpen und kann dann nicht weiter verdaut werden. Die gefürchteten Koliken sind die Folge. Füttern Sie niemals Weizen und Roggen.

5. Tipp: Viel Energie für Arbeitstiere

Hafer ist wohl das bekannteste und häufigste Kraftfutter für Pferde. Es sorgt für viel Energie und Kraft. Daher ist es für Pferde, die wenig körperlich beansprucht werden, auch eine denkbar schlechte Ernährung. Hingegen wird ein viel arbeitendes Tier mit ausreichend Hafer leistungsfähiger.

Wird das Pferd durch Hafer zu ungestüm, kann mit Gerste ein energiereicher Ersatz gefunden werden. Da diese schlechter verdaulich ist, dauert es länger, bis die volle Energie zur Verfügung steht. Dennoch ist aufgrund des hohen Glutenanteils zu Vorsicht zu raten. Ungequetschter Hafer bietet Ihnen zuweilen ähnliche Vorteile.

6. Tipp: Untergewichtige Tiere

Ist ein Pferd untergewichtig, z.B. nach einer langen Erkrankung oder aber durch eine erhöhte Belastung, bieten sich Rübenschnitzel oder das Power-Getreide Mais an. Aufgrund des hohen Fettanteils kann so dem Untergewicht schnell entgegen gewirkt werden.

Obacht ist jedoch bei nicht selten auftretenden Allergien gegen die enthaltenen Maiseiweiße angeraten. Angeschwollene Beine sind ein deutliches Zeichen und ein unmissverständlicher Grund für Sie, eine maisfreie Ernährung anzustreben. Daher ist beim Verfüttern von Müsli auf den häufig enthaltenen Maisanteil zu achten.

7. Tipp: Luzerne gegen Untergewicht und bei mäßiger Belastung

Luzerne enthält viele Ballaststoffe bei einem hohen Energiegehalt und ist somit sowohl bei Untergewicht als auch bei mäßiger Belastung ein toller Kalorienspender. Sie können das Heu bei Bedarf sogar vollständig durch Luzerne ersetzen, da diese ähnliche Raufaseranteile und Vitamine besitzt. Somit ist Luzerne wahrscheinlich eines der besten und unproblematischsten Kraftfutter.

Als schöner Nebeneffekt wird das Pferdefell glänzend und weich. Anders als bei vielen anderen Kraftfuttersorten bleibt das Tier ausgeglichen und wirkt insgesamt gesünder.

8. Tipp: Gefahr durch Rübenschnitzel

Rübenschnitzel sind trotz ihrer leichten Verdaulichkeit und des hohen Energiegehaltes eine ausgesprochen problematische Nahrung. Die getrockneten Rübenschnitzel müssen ausreichend lange einweichen, damit sie nicht im Magen des Pferdes weiter aufquellen und diesen verstopfen. Weichen sie hingegen mehr als 24 Stunden ein, beginnt die Gärung und Koliken sind die Folge.

9. Tipp: Leichte Verdaulichkeit für alte und kranke Tiere

Besonders alte Tiere haben häufig Zahnprobleme und eine zunehmend sensible Verdauung. Daher sind sowohl Mais als auch ungequollene Pellets nicht mehr geeignet. Hingegen vertragen alte Tiere Mash und Rübenschnitzel besonders gut. Sie sind leicht verdaulich und sogar zahnlos aufzunehmen.

Auch nach Krankheiten bieten sich die magenfreundlichen Mash und Rübenschnitzel an. Dennoch sollten Sie die Mash nur 2 -3 Mal pro Woche verfüttern, da diese keinesfalls als Alleinfutter dient.

10. Tipp: Pferdemüsli

Pferdemüsli besteht aus einer Mischung aller anderen Kraftnahrungsbestandteile. Daher ist es besonders vor langen Ausritten eine gute Zusatzernährung. Dennoch muss für jedes Pferd individuell zwischen den Bestandteilen abgewogen werden. Häufig ist daher eine selbst hergestellte Müslimischung eine gute Alternative.

11. Tipp: Pferdefutter ausprobieren und richtig reagieren

Insgesamt können Sie jedwedes Kraftfutter ausprobieren und den individuellen Bedürfnissen Ihres Pferdes anpassen. Es gibt keinen Masterplan. Jedes Pferd reagiert anders und über die Lebensspanne verändern sich die Ansprüche häufig. Eine gute Beobachtung und viel Aufmerksamkeit lässt Sie schnell lernen, was für Ihr Pferd gut und was schlecht ist.


Bildnachweis: Titelbild: ©Shutterstock – touristgirl

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