Australian Shepherd: einer der vielseitigsten und klügsten Hunde im Portrait

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Der Australian Shepherd gehört wohl zu den schönsten und farbenprächtigsten Hunden. Er hat tolles, weiches Fell, interessante Augen und ist von mittlerer Größe. Genau dieses Erscheinungsbild spricht viele Menschen an. Doch Aussies sind nicht nur schön, sie sind auch sehr anspruchsvolle Hunde und passen deshalb nicht zu jedem.

Die Herkunft des Australian Shepherd

Obwohl der Name es vermuten lässt, stammt der Australian Shepherd nicht aus Australien, sondern aus Nordamerika. Das ist allerdings auch schon das Einzige, was sicher ist. Die ganz genaue Herkunft und Entstehung dieser Rasse ist nicht nachvollziehbar. Sicher ist, dass sie aus verschiedenen Rassen wie Bobtail, Border Collie und Hütehunden im nordamerikanischen Raum entstand und es womöglich schon länger (seit dem 18. Jahrhundert) ähnliche Hunde gibt.

Den größten Anteil an der Zucht der Australian Shepherds, wie wir sie heute kennen, hat die Familie von Ernie Hartnagle. Ernie Hartnagle musste als 20jähriger Mann den Platz des Familienoberhauptes übernehmen, als er aus dem Zweiten Weltkrieg nach Hause zurückkam. Seine Eltern hatten eine Ranch. Um zusätzliches Geld zu verdienen, begab er sich jedes Frühjahr mit seinem Onkel und einer großen Kuhherde samt Hütehunden – vorrangig Border – in die Berge um die Herde zu den sattesten Wiesen zu treiben.

Die Temperatur in den Bergen stieg rasch an und so ermüdeten sowohl Vieh als auch Border bei zunehmender Hitze und Höhe schnell. Einzig ein schwarzer Rüde namens Rover mit Stummelschwanz war nicht müde zu kriegen. Im Gegenteil, hätte man ihn nicht gezwungen die Arbeit zu beenden, hätte er sich wahrscheinlich bis zur Ohnmacht weiter bemüht.

So einen Hund wollte Ernie Hartnagle unbedingt noch einmal haben. Ein paar Jahre später sah Ernie in einer Show zwei Bobtails Stummelrute, die bereits Berühmtheiten waren wegen ihrer Kunststücke. Bobtails waren auch an seiner eigenen Zucht hin zu den heutigen Australian Shepherds beteiligt.

Größe, Gewicht und charakteristische Merkmale des Australian Shepherd

Laut Standard sollten Rüden eine Schulterhöhe von 50,8 – 58,5 cm haben und Hündinnen von 45,7 bis 53,4. Jedoch wird beim Australian Shepherd maßgeblich auf die Qualität des Hundes geachtet. Die Größe ist mehr ein Richtwert denn ein ausschließendes Kriterium, wenn alle anderen Kriterien erfüllt werden.

Aussies haben halblanges Fell, mit einer sehr dichten, wetterbeständigen Unterwolle. Das Deckhaar kann glatt bis leicht gewellt sein. Der Australian Shepherd ist wohl eine der Hunderassen, die über die meisten Farbvariationen verfügt.

Zunächst unterscheidet man in den Grundfarben black, red, blue merle (marmoriertes Schwarz mit grauer Grundfarbe) und red-merle (marmoriertes Rot/Braun mit hellroter/beiger Grundfarbe). Diese Grundfarben können so vorkommen, wie beschrieben oder mit Abzeichen in Weiß, Kupfer oder beides kombiniert sein.

Somit ergeben sich 16 mögliche Farbvarianten. Augen und Ohren sind dabei meist nicht weiß. Weiße Stellen am Körper oder fehlendes Pigment an der Nase sind disqualifizierend. Einige Aussies kommen bereits mit der Stummelrute zur Welt und diese ist auch zugelassen. Ähnlich wie der Husky hat auch der Aussie häufig blauen Augen. Hängeohren oder Stehohren gelten als schwere Fehler.

Zwei süße Australian Shepherd Welpen: Nicht selten ist die Optik ausschlaggebend für die Anschaffung eines Aussies. (#1)

Zwei süße Australian Shepherd Welpen: Nicht selten ist die Optik ausschlaggebend für die Anschaffung eines Aussies. (#1)

Das Wesen eines Australian Shepherd

Australian Shepherds sind außergewöhnlich kluge und vielseitige Arbeitshunde. Ihr Hüte- und Beschützerinstinkt ist sehr ausgeprägt. Aussies haben ein gutes Gemüt, sind sehr aufmerksam und lebhaft. Fremden gegenüber zeigen sie sich oft reserviert. Aussies werden häufig als leicht erziehbar beschrieben.

Das entspricht aber nicht ganz der Wahrheit. Die vermeintlich leichte Erziehbarkeit wird der Intelligenz und hohen Lernfähigkeit der Hunde zugesprochen. Der Aussie lernt auch schnell und begreift Kommandos und gewünschte Verhaltensweisen sehr zügig.

Genauso schnell eignet er sich aber auch Dinge an, die nicht gewünscht sind, wenn sein Besitzer nicht aufpasst. Und das kann rasch passieren, da der Australian Shepherd ganz genau beobachtet und immer mit voller Konzentration bei der Sache ist. Aussies vertragen Druck nicht gut und sind dann schnell überfordert.

Auch der Aussie möchte seinem Menschen gefallen und alles richtig machen, allerdings ist er auch ein eigenständig handelnder Hund, der genau mit dieser Eigenschaft gezüchtet wurde, denn er musste allein mit einer Herde Vieh in den Bergen lebenswichtige Entscheidungen treffen. Der Aussie benötigt eine sehr genaue und super konsequente Erziehung und Ausbildung. Leider ist auch der Aussie in den letzten Jahren zum Modehund geworden, was der Rasse keinesfalls gut tut. Erblich bedingte Krankheiten haben stark zugenommen.

Anforderungen an den Halter eines Australian Shepherd

Australian Shepherds gehören – genau wie Border auch – nur in Hände von aktiven, sportlichen Besitzern, die dafür sorgen, die Hunde genügend auszulasten und zu beschäftigen. Oder eben ihrer Bestimmung entsprechend als Hütehunde zum Vieh. Allerdingsist der Aussie nicht auf eine bestimmte Tierart festgelegt.

Er ist ein absoluter Allrounder und musste neben dem Hüten von Rindern, Kühen, Schafen und Enten auch seine Besitzer und den Hof schützen. Wird er nur mit normalen Spaziergängen oder gelegentlichen Fahrradtouren beschäftigt, ist das keinesfalls ausreichend. Lebt der Aussie als Familienhund sollte man unbedingt Hundesport betreiben und wenn möglich zusätzlich noch für mentale Auslastung sorgen. Ein unterforderter Aussie kann auch zum unangenehmen Begleiter werden.

Welche Rassetypischen Krankheiten gibt es beim Australian Shepherd

Leider hat auch die Rasse der Australian Shepherds einige erblich bedingte Erkrankungen. Der MDR1-Defekt tritt häufig auf, dieser ruft eine Überempfindlichkeit gegenüber einigen Arzneimitteln hervor. Auch Hüftgelenks- oder Ellenbogendysplasie, Epilepsie, Katarakt, Autoimmunkrankheiten, Gebissfehler, Allergien, Schilddrüsen- und Herzprobleme können auftreten.

Da die Rasse in den letzten Jahren einen gewissen Hype erlebt hat, haben leider auch die erblich bedingten Krankheiten stark zugenommen, beziehungsweise sie treten viel häufiger auf, als in den Jahren davor.

Auch führen Verpaarungen der Farbe Merle häufig zu schweren Krankheiten und Defekten. Hunde die bereits blind und/ oder taub zur Welt kommen, können die Folge einer Merle x Merle Verpaarung sein. Deshalb sind diese in Deutschland und in der Schweiz verboten. Hierzulande werden sie als Qualzucht bezeichnet.

Wer sich einen Australian Shepherd anschaffen möchte, sollte sich definitiv darüber im Klaren sein, welchen Anspruch diese Hunde haben. Ist man bereit, seinem Aussie ein tolles Leben mit viel Ausgleich – mental und körperlich – zu bieten, dann wird das Zusammenleben großartig verlaufen.


Bildnachweis: ©Shutterstock – Titelbild: Jan Havlicek, – #01: Zuzule

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